Im Rahmen der Frankfurter Bürger_innenversammlung am 12. November 2015 im Römer konnte Frank Junker, Geschäftsführer der ABG, mal wieder pressewirksam behaupten, dass „die Gesellschaft moderat [vorgehe]. Die Mieten lägen mit 7,72 Euro 25 Prozent unter dem Frankfurter Durchschnittswert.“ (FR, 13.11.2015) Wie Junker auf diese Zahlen kommt bleibt aber weiterhin sein Geheimnis. Denn bei einer genauen Betrachtung der Fakten wird deutlich, dass die Mieten bei der ABG gerade mal 5,44 % unter dem Mietspiegel liegen: 2013 lagen die ABG-Mieten im Bestand bei 7,64€/m², während der Mietspiegel 8,08€/m² betrug.
FAQ: Geht die ABG Frankfurt Holding pleite, wenn die Mieten eingefroren werden?
Häufig wird von politischen Entscheidungsträger_innen und ABG-Leitung behauptet, dass ein Mietenstopp die ökonomische Existenz der ABG gefährde, da so langfristig die Insolvenz drohe. Die Mieten müssten demnach kontinuierlich ans Marktniveau angepasst werden, um die Bausubstanz zu erhalten, Wohnungen zu modernisieren und Neubau zu realisieren.
Vergessen wird dabei zweierlei: Erstens fordert die ABG-Kampagne lediglich, das gegenwärtige Mietniveau einzufrieren, was bedeutet auf zusätzliche Gewinne zu verzichten. Bei einem Unternehmen, was jährlich Überschüsse von 50-65 Millionen € erwirtschaftet, muss dies möglich sein. Zweitens suggeriert diese Art der Kritik, dass es keinerlei Alternative zwischen einer profitorientierten Wohnungswirtschaft (und entsprechend hohen Mieten) auf der einen Seite und politisch induziertem Missmanagement auf der anderen gäbe: Entweder man reizt sämtliche Mieterhöhungspotenziale voll aus oder das Unternehmen muss langfristig Bankrott anmelden.
Entgegen eines solch simplen Schwarz-Weiß-Bildes belegen etwa gemeinnützige Wohnungsbauunternehmen (z.B. in Österreich, der Schweiz, Dänemark oder den Niederlanden), Genossenschaften sowie viele andere nicht-profitorientierte Modelle kollektiven Eigentums, dass man sehr wohl günstigen Wohnraum in hoher Qualität anbieten, Rücklagen für die Instandhaltung bilden und Neubau realisieren kann. Warum gelingt es etwa Genossenschaften in Frankfurt, solide zu wirtschaften und dabei trotzdem Durchschnittsmieten von 5,61€ sicherzustellen? Warum gelingt es kollektiven Eigentumsmodellen (wie dem Mietshäusersyndikat), ohne staatliche Förderung oder öffentliche Zuschüsse Mieten von unter 5€ anzubieten? Obwohl es also zahlreiche ‚Best Practice‘-Beispiele effektiven Wirtschaftens bei gleichzeitig niedrigen Mieten gibt, fordert die ABG Holding dagegen Mieten, die nur unwesentlich unter dem Frankfurter Marktniveau liegen (2013 lagen die ABG-Mieten im Bestand bei 7,64€/m², während der Mietspiegel 8,08€/m² betrug).
Dass es die ABG in ihrer gegenwärtigen Form nicht vermag, günstigen Wohnraum anzubieten, ist daher ausschließlich eine Frage des politischen Willens, nicht der ökonomischen Machbarkeit. Erinnert sei die ABG dabei auch an ihre eigene Geschichte als gemeinnütziges Wohnungsunternehmen. Bis zur neoliberalen Wende Anfang der 1990er Jahre, im Zuge dessen die ABG erst auf Profitorientierung getrimmt worden ist, war sie sehr wohl in der Lage, günstigen Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung anzubieten und trotzdem kostendeckend zu wirtschaften. Warum dies heute nicht wieder möglich sein sollte, lässt sich ökonomisch nicht begründen.