- Wegen Hunderttausend Euro mehr Gewinn für ABG Holding nun Mieten von 20 Euro/m2 anstelle von 8 Euro/m2
Nun ist es bekannt. Im Philosophicum werden Spitzenmieten generiert und sämtliche von Initiativen und Beobachter_innen erwarteten negativen Entwicklungen sind eingetroffen. Noch im Herbst 2014 war seitens Frank Junker (ABG) und dem Investor Rudolf Muhr von Mieten um die 400 bis 500 Euro die Rede, „aber das sind keine Summen, die wir vertraglich vereinbaren können“, so Junker gegenüber der Frankfurter Rundschau am 16. September 2014. Mit den nun angesetzten 670 Euro warm (540 Euro kalt) für 26 Quadratmeter ist nicht nur klar geworden, dass die angekündigten Mieten schlicht leere Floskeln waren, sondern auch, dass im Philosophicum keinesfalls durchschnittliche Studierende wohnen werden und an der Mietpreisspirale in Bockenheim weiter gedreht wird.
Der eigentliche Skandal um das Philosophicum, der als Sinnbild steht für den politischen Unwillen eine soziale Wohnungspolitik in Frankfurt zu verfolgen, liegt schon zwei Jahre zurück. Damals, im Juli 2014 war bekannt geworden, dass die Stadt und städtische Wohnbaugesellschaft ABG Holding, der das Philosphicum gehörte, das Projekt des Mietshaussyndikates scheitern lassen würden. Die im Stadtteil bestens verankerte Projektgruppe war nicht in der Lage innerhalb der gesetzten Dreimonatsfrist – die ohnehin äußerst kurz war – die geforderten 8,1 Millionen Euro vorzulegen. Verkauft wurde schließlich für ca. 8,2 Millionen an den privaten Investor Rudolf Muhr, der damals versprach ein Studierendenwohnheim zu bauen. Wie dieses aussehen könnte, war an der Adickesallee 65 im „The Flag“ zu begutachten: Luxusapartments mit Spitzenrenditen. Dies ließ am geplanten Projekt von Muhr und dessen Versprechungen Zweifel aufkommen – heute, angesichts des „The Flag Bockenheim“, zeigen sich diese Kritiken in vollem Umfang bestätigt.
Stadt und ABG entschieden sich wegen eines Mehrertrages von Hunderttausend Euro dem Mietshaussyndikats-Projekt den Zuschlag für den Verkauf nicht zu erteilen. Andrea Kempkes von der Kampagne „Eine Stadt für Alle – Wem gehört die ABG?“ stellt hierzu klar: „Der eigentliche Skandal um das Philosophicum ist, dass ein sozial engagiertes und im Stadtteil verankertes Projekt, das Mieten von rund 8 Euro/m2 erzielen wollte, mit einem Investor konkurrieren musste, der nun über 20 Euro/m2 verlangt. Dies ist Irrsinn. Stadt und ABG haben einmal mehr eine Chance verpasst, ein Signal gegen steigende Mieten und für eine soziale Stadt zu setzen, und es hätte nicht mal viel gekostet. Der Ausgang dieser Geschichte war so absehbar, dass davon ausgegangen werden muss, dass es in der Stadtverwaltung schlicht am politischen Willen mangelt, sich für Menschen mit kleinem oder mittlerem Einkommen einzustehen und günstigen Wohnraum zu schaffen.“