Kultur und Wohnen auf dem Campus. Bisher beides Fehlanzeige. Selbst die mageren Quoten für Sozialwohnungen, geförderten Wohnraum und gemeinschaftliches Wohnen sind in Gefahr.
Durch den Umzug der Goethe Universität auf den Campus Westend ist auch eine große Chance für ein urbanes Wohnquartier mitten in der Stadt entstanden.
Die Bürger Bockenheims und des Westends haben keine Mühen gescheut, sich für mehr Wohnraum auf dem Campus Areal einzusetzen. Ziel war den Campus zu einem Ort der Kultur und zu einem lebendigen Stadtquartier für alle zu machen.
Drohte zu Beginn der Planung durch Stadt und Land auf dem Campus eine teure Büro und Gewerbelandschaft zu entstehen, konnten zumindest kleine Zugeständnisse mit doch sehr großem Aufwand an Bürgerbeteiligung erreicht werden. Die Quote der Wohnnutzung für das Campus Areal wurde auf 40% erhöht und so auch im Bebauungsplan festgesetzt. Im Städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt Frankfurt und der ABG wurden neben der Infrastruktur für das Quartier die Quoten für die Aufteilung des Wohnbereichs mit 15 % gemeinschaftlichen Wohnens, 15% sozialem Wohnungsbau und 15 % Wohnen aus dem Mittelstandsprogramm der Stadt vertraglich vereinbart (der Städtebauliche Vertrag ist bisher nicht öffentlich).
Max. Bruttogeschossfläche für Wohnen auf Campus Bockenheim:120. 667 qm (= 40 % der Fläche des Gesamtgebiet). Die Planung geht von insgesamt 1.200 Wohneinheiten auf dem Campus Bockenheim aus, d.h. ca. 3.000 Personen.
Das bedeutet jeweils 18.000 qm, ca. 180 Wohneinheiten für etwa 450 Personen für die jeweils fixierten Wohnnutzungen gemeinschaftliches, soziales Wohnen und geförderte Wohnungen für Familien und Senioren.
Neue Untersuchungen des IWU im Auftrag der Stadt Frankfurt zeigen, dass bis zu 49% der Frankfurter auf Grund des Einkommens berechtigt sind, eine Sozialwohnung zu beziehen und wenn die Einkommensgrenzen für geförderte Wohnungen aus dem Programm für Familien und Senioren hinzugezogen werden, 68 % der Haushalte berechtigt sind eine geförderte Wohnung zu beziehen.
Die Quote von 30 % geförderten Wohnraum geht bereits am wirklichen Bedarf an geförderten Wohnungen weit vorbei. Und selbst die Realisierung dieser Quote ist zunehmend durch die Grundstückverkäufe und die bisherigen Planungen auf dem Campus extrem gefährdet.
Die Bisherige Wohnbebauung auf dem Campus Areal
- Depot / Bockenheimer Warte – 200 Wohnungen. Frei Finanzierte Wohnungen. Eigentumswohnungen. ABG Holding
- Gräfstraße. 240 Appartements im “Philosophicum”. Privat. Hochpreisige Single Appartements.
Geplante Wohnungen / Wettbewerbe absolviert
- BockenheimerLand _ Senckenberganlage_Jügelstraße – bis zu 60 Wohneinheiten sind geplant. Bauherr ABG. Keine Sozialwohnungen. Keine Angaben über geförderte Wohnungen aus dem Mittelstandsprogramm. Lang und Cie / ABG
- AfE Areal – 140 Meter hoher Hotel- und Wohnturm für hausInvest-Fonds der Commerz Real bestimmt.In den Etagen 17 bis 40 entstehen bis zu 300 Apartments mit Panoramablick über Frankfurt, den Taunus und das Rhein-Main-Gebiet. Privat. Preise bisher unbekannt. Keine geförderten Wohnungen. Entwurf von Cyrus Moser Wettbewerbsieger.
Wo sollen denn nun die Wohnungen entstehen?
Bisher sind 800 Wohneinheiten bereits geplant, 440 bereits realisiert. Selbst für das Einhalten der Quote von 30 % gefördertem Wohnungsbau ist es räumlich jetzt schon knapp.
Ursprünglich sollten auf der Gräfstraße vor allen Dingen Wohnungen entstehen. Im mittleren Bereich des Campus stehen durch den Verkauf des Philosophicums und der bisher nicht geklärten Perspektive der Akademie der Arbeit (Grundstück gehört der Stadt, Akademie der Arbeit hat einen Erbpachtvertrag bis 2050) dieser Bereich gar nicht mehr als Bauland zur Verfügung.
Die Hörsäle und die Institute an der Gräfstraße und Robert Mayer Straße sind in der Warteschleife für den Umzug ins Westend. Jetziger Zeitplan Freizug 2021. Ursprüngliche Planung war 2014 bis 2016.
Bisher gibt es für günstigen Wohnraum, Sozialen Wohnungsbau, dem gemeinschaftlichen Wohnen, Wohnungen aus dem Mittelstandsprogramm keinerlei Realisierung.
Alle freien Flächen wurden privatisiert und teuer bebaut bzw entsprechend geplant, obgleich auch hier geförderter Wohnungsbau entstehen könnte. Sollen wir die Verknappung des Areals für geförderten Wohnraum durch Privatisierung irgendwann mal als Naturereignis präsentiert bekommen? Wo bleibt hier die Verantwortung der Stadt?
Wir fordern endlich eine Realisierung der zugesagten Wohnungen und verbindliche Zusagen für die Wohnprojekte auf dem Campus Bockenheim.
Bei Nachfragen
Initiative Zukunft Bockenheim // Stadtteilbüro // Anette Mönich
Offenes Haus der Kulturen // Tim Schuster