Die „Klimakatastrophe“ weltweit und „Wohnungsprobleme“ vor Ort – das scheinen die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu sein. Da scheinen sich wirklich alle einig zu sein. Und doch werden die ökologische und die soziale Frage permanent gegeneinander ausgespielt: Hier „bauen, bauen, bauen“, so die Immobilieninvestoren und diensteifrige Kommunalpolitiker*innen von Schwarzrotgrün unisono – dort schmelzende Gletscher, tropische Hitzesommer in deutschen Landen und brennende Wälder (nicht nur in Brasilien): Wie schrecklich, dagegen muss man doch was unternehmen! Und so werden die protestierenden Schüler*innen von Fridays for Future von der schwarzrotgrünen Superkoalition umarmt, bis sie keine Luft mehr bekommen. Ja, ihr besorgten Schüler*innen, ihr habt ja so Recht. Nur ändern tut sich wenig bis nichts, was immer auch das „Klimakabinett“ beschließen mag. Weiterhin wird CO2 in die Luft gejagt, die Flächenversiegelung v.a. im Umfeld von Boomtowns wie Frankfurt für die Anlage von Betongold erreicht neue Rekordwerte.
Ein Lehrstück im alltäglichen Gegenprogramm zu einer sozial-ökologischen Politik in Frankfurt bietet das Projekt „Ernst-May-Quartier“, ein neues Leuchtturmprojekt unsozialer UND unökologischer Stadtentwicklung: Die Planungen des hochpreisigen Wohnprojekts „GünthersburgHÖFE“, vormals weniger romantisch „Innovationsquartier“, sollen in trockene Tücher kommen. Für die Realisierung dieses Bauvorhabens sollen die Gärten und Grünflächen der „Grüne Lunge“ platt gemacht werden. Angesichts dramatischer Wohnungsnot in Frankfurt (und reichlich Kapital, das nach Verwertung sucht) könne man sich den „Luxus“ von innenstadtnahem Grün nun wirklich nicht mehr leisten. Konsequenz: Statt auf bereits versiegelten Flächen geförderten Wohnraum zu errichten, sollen für private Profite die Frischluftzufuhr für Bornheim und das Nordend gekappt und die einzigartige urbane Wildnis der Grünen Lunge zerstört werden.
Der Hauptinvestor dieses Zerstörungswerks nennt sich Instone, früher Formart, Tochter des Baukonzerns Hochtief, ein börsennotiertes Unternehmen für Anlagen in Betongold. Er ist mit Unterstützung der Stadt an mehreren hochpreisigen Bauvorhaben (z.B. „Marie“, „Schön-Hof“ – ehem. Siemensgelände zwischen Bockenheim und Rödelheim) beteiligt. Um die Spaltung zwischen den Interessen an einer bezahlbaren Wohnung und ökologischen Bedürfnissen der Menschen an Natur (und guter Luft) in der Stadt auf die Spitze zu treiben, sollen als Häppchen auch paar geförderte Wohnungen und Möglichkeiten für „gemeinschaftliches Wohnen“ ins Angebot. Die Gegner*innen der Bebauungen werden als „egoistische Kleingärtner“ diffamiert.
Dreist auch die Namensgebung, denn die teuren „Günthersburg HÖFE“ sind nur der erste Bauabschnitt für ein neues Stadtviertel, das sich demnächst einmal „Ernst-May-Quartier“ nennen soll – und so gar nichts mit den Siedlungen des „Neuen Frankfurts“ aus der Ära des sozialreformerischen Stadtplaners Ernst May gemein hat. Dieser hatte sich schon in den 1920er Jahren explizit eine „Auflockerung des Stadtganzen durch Hereinziehung breiter Grünflächen ins Stadtinnere“ zum Ziel gesetzt.
Aber gegen die geplante Planierung der „Grünen Lunge“, die Errichtung weiterer Luxusquartiere und nicht zuletzt gegen die „Enteignung“ von Ernst May durch die Betongold-Investoren regt sich zunehmend Widerstand. Diesen Widerstand werden Mieter*innen- und stadtpolitische Initiativen am „Global Strike“ von Fridays for Future auf die Straße tragen.
Dem flächenpolitischen Irrsinn der Immobilienlobby und der Stadtplanung entgegentreten! Stadt für Alle statt Luxus für Wenige! Für eine sozialökologische Stadtentwicklung – in Frankfurt und überall! Und auch für ‚Friday for Future‘ gilt mit Ernst May die einfache Wahrheit: „Nie in der Welt ist Neues ohne Kampf entstanden!“
Treffpunkte am 20.9.2019:
- Demozug von Zukunft Bockenheim – Beginn: 11 Uhr am Hülya-Platz
- Treffpunkt der Aktiven von „Mietenwahnsinn Hessen“ am 20.9. um 12 Uhr an der Kreuzung Bockenheimer Landstr./Alte Oper