Forderung nach umgehender Öffnung leerstehender Hotels und Wohnungen für Schutzsuchende
#OpenTheHotels #LeaveNoOneBehind
Genau vier Wochen nach dem Housing Action Day hat sich die Situation für Menschen ohne Wohnung deutlich verschärft. Deswegen haben wir als „Eine Stadt für Alle!“ heute mit einer Aktion vor dem Hotel Sofitel an der Alten Oper für die Öffnung der weitgehend leerstehenden Hotels für wohnungslose Menschen demonstriert. Die Seebrücke Frankfurt unterstützte zeitgleich unsere Forderungen mit Kundgebungen vor dem Flemings Hotel am Eschenheimer Tor und dem Haus der Jugend. Dort machte sie darauf aufmerksam, dass der Hessische Jugendherbergsverband seine Bereitschaft zur Öffnung der Jugendherberge für Wohnungslose erklärt hat. Trotz der Corona-Pandemie möchten wir nicht auf Protest verzichten. Denn Schutz vor Corona braucht ein Zuhause!
Wir setzen uns für ein Recht auf Wohnen für alle hier lebenden Menschen ein und fordern die umgehende Freigabe und Zuteilung von leerstehenden Hotelzimmern und Wohnungen an Wohnungslose – unabhängig von deren Aufenthaltsstatus. Wir fordern, dass staatliche Zuschüsse für Hotels an die Bedingung der Unterbringung Wohnungsloser und Geflüchteter gekoppelt werden. Besonders in Krisenzeiten muss der Staat unter Einbeziehung der Privatwirtschaft seinen gesellschaftlichen Auftrag der Daseinsvorsorge ernst nehmen und Wohnungslosen eine Unterbringung in der Krisenzeit bereitstellen.
In diesen Tagen hören wir ständig „Bleiben Sie zuhause!“. Realität ist aber, dass tausenden Menschen in Frankfurt der Schutz durch eigenen Wohnraum verwehrt wird, weil sie unter menschenunwürdigen Wohnverhältnissen untergebracht sind oder gar keine Unterkunft haben. Tausende wohnungslose Menschen und Geflüchtete leben unter katastrophalen hygienischen Bedingungen in Sammelunterkünften oder übernachten auf der Straße, wo sie schutzlos Wetter und Virus ausgesetzt sind. Auf der anderen Seite gibt es 55.000 Hotelbetten in Frankfurt, mehrere hundert Ferienwohnungen und Mikro-Apartments. Im Zuge der Corona-Krise steht ein Großteil davon leer und ist damit sofort bezugsfähig für die Belegung durch momentan wohnungslose Personen. Zudem stehen laut Schätzungen in Frankfurt etwa 10.000 Wohnungen leer. Selbst Wohnungen, die sich in städtischer Hand befinden, sind aufgrund der Untätigkeit der Stadt seit Jahren ungenutzt. Auch diese könnten von der Stadt direkt geöffnet werden. Es ist absolut unzureichend, dass die Stadt im Zuge der Corona-Krise bisher erst einige wenige wohnungslose Menschen in Hotelzimmern untergebracht hat, die sich bereits infiziert haben oder unter Corona-Verdacht stehen. Etwa 100 Menschen pro Nacht schlafen weiterhin in der B-Ebene des Eschenheimer Tors – ein effektiver Schutz vor der Ausbreitung des Virus sieht anders aus!
Angesichts des enormen Infektionsrisikos in Notunterkünften ist die Unterbringung in Einzelzimmern ein notwendiger Schritt, um die körperliche und psychische Gesundheit wohnungsloser und geflüchteter Menschen zu schützen. Für ein Leben in Würde benötigen alle Menschen in Frankfurt eine eigene Wohnung mit eigener Küche und Bad. Die Unterbringung in Hotels kann nur Zwischenlösung sein: „Das Problem ist der Wohnungsmarkt, der seit Jahren Menschen in die Wohnungslosigkeit drängt, weil Profite mehr zählen als das Recht auf Wohnen” (Mira Lauth, Eine Stadt für Alle!).
Die Corona-Pandemie zeigt – wie unter einer Lupe – die Auswirkungen dieser Politik und Ökonomie deutlicher als je zuvor. Ein weiteres Verschleppen der Probleme ist nicht hinnehmbar: Wohnraum ist Schutzraum!
Eine Initiative von Eine Stadt für Alle!