Jedes Jahr gibt es etwa 500 Zwangsräumungen in Frankfurt. Das sind fast zwei Zwangsräumungen am Tag. In letzter Zeit häufen sich wieder Androhungen von Zwangsräumungen oder auch deren Durchführung. Von vielen haben wir überhaupt keine Kenntnis, denn Zwangsräumungen bleiben aufgrund von Scham oft im Verborgenen und unsichtbar.
Nicht so die Fälle zweier Seniorinnen aus dem Nordend. Sie wohnen in der Seniorinnenanlage der Franz-Anton-Gering-Stiftung, die seit Gründung bezahlbaren Wohnraum alleinstehenden Frauen ab 60 Jahren zur Verfügung stellt. Jetzt sollen beide Frauen auf die Straße gesetzt werden: Helga Adler* befindet sich aktuell in einer schwierigen persönlichen Lebenssituation. Ihr wird aufgrund von Wohnungsverwahrlosung gekündigt. Emma Ceren soll die Wohnung verlassen, da sie „den Hausfrieden störe“. Sie ist Aktivistin und erhebt oft ihre Stimme gegen soziale Missstände. Beide Fälle zeigen, wie rücksichtlos die Stadt Frankfurt und ihre stadteigene Stiftung handelt, um Mieter*innen, die nicht ins Raster passen, loszuwerden. Und das, obwohl beide Frauen durch ihr kleines Einkommen keine Chance auf dem privaten Wohnungsmarkt auf eine angemessene Wohnung haben. Statt eine Verbesserung der Lebenssituation oder eine Einigung innerhalb des Hauses anzustreben, werden beide Mieterinnen von der Stadt Frankfurt vor die Tür gesetzt. Hier wird das Stiftungsziel mit Füßen getreten.
Zwangsräumungen treffen immer die vulnerabelsten Gruppen der Gesellschaft, da sie meist aufgrund ihrer prekären Lage die Wohnung entzogen bekommen – sei es aus gesundheitlichen, psychischen oder finanziellen Problemen. Zwangsräumungen lösen diese Probleme nicht, sondern führen zu Verdrängung, weiterer Verarmung, sozialer Isolation oder sogar Wohnungslosigkeit. Statt Unterstützung zu erhalten, erfahren Betroffene weiteren sozialen Ausschluss. Die Abwärtsspirale nach unten wird dadurch weiter befeuert.
Jede Zwangsräumung macht überdeutlich, was hier grundlegend falsch läuft. Der Wohnungskrise, die der profitorientierte Wohnungsmarkt hervorbringt, muss der Kampf angesagt werden und nicht den davon betroffenen Menschen. Denn: Wohnen ist ein Menschenrecht und Voraussetzung für ein würdevolles Leben.
Schluss mit der unmenschlichen Wohnungspolitik, die nach „unten“ tritt und „unliebsame“ Menschen die Lebensgrundlage entzieht. Jede Zwangsräumung ist eine zu viel! Solidarität mit Emma und Helga!
Initiative Eine Stadt für Alle!
*Name geändert