Frankfurt am Main 12.08.2015
Drei Jahre nach den gescheiterten Planungswerkstätten der Stadt Frankfurt zum sogenannten Kulturcampus möchte die Kampagne Eine Stadt für Alle! – Wem gehört die ABG? eine neue öffentliche Diskussion über die Nutzung des Campus Bockenheim in Gang bringen.
Mit den Werkstatt-Tagen vom 25. bis 27. September 2015 im Studierendenhaus soll das von dem städtischen Wohnungsbauunternehmen ABG Holding Frankfurt erworbene Gelände zu einem sichtbaren Ort der Auseinandersetzung um Recht auf Stadt gemacht werden. Entlang der Themen Wohnen, Kultur / Freiraum und solidarische Ökonomie wollen die Beteiligten – ausgehend vom Ist-Zustand – zeigen, was möglich wäre, wie der Campus genutzt werden könnte, unabhängig von den „Zwängen“ einer privatwirtschaftlich bestimmten Stadtplanungspolitik, in der die Nutzer keine Rechte haben.
„Die Entwicklung um den Campus Bockenheim lässt sich nur als ein Armutszeugnis der zuständigen Politik bezeichnen“ sagt Janosch Vellmer von der Kampagne Eine Stadt für Alle! – Wem gehört die ABG?. „Am Beispiel des Campus zeigt sich, dass die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft ABG-Holding politisch gewollt wie ein Immobilieninvestor profitorientiert und mittels repressiver Geschäftspolitiken arbeitet“. Vellmer fügt hinzu: „Trotzdem möchten wir uns aber nicht Resignation und Wut überlassen, sondern das, was machbar ist, selber in die Hand nehmen.“
In den 2012 stattgefundenen Planungswerkstätten hatten sich Bürger*innen für die Entwicklung eines lebendigen Stadtquartiers auf dem Campus Bockenheim eingesetzt – für eine kleinteilige Bebauung und Raum für öffentliche Nutzung, den Bau bezahlbarer Wohnungen und Wohnraum für gemeinschaftliches Wohnen, außerdem für die Erhaltung des Studierendenhauses als kulturelles und politisches Zentrum, für die Ansiedlung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und weiterer kultureller Institutionen. Gefordert werden auch ein Haus für Roma und ein Haus für Geflüchtete auf dem Campus-Gelände.
Die Bilanz des „Kulturcampus“ ist bislang jedoch eine andere: Eigentumswohnungen und teure Mietwohnungen hinter dem Bockenheimer Depot – Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) privatisiert, Leerstand – Luxusappartements anstelle von solidarischem Wohnprojekt im Philosophicum – Professoren-Villa geräumt – Labsaal an Investor für Bürobau verkauft – Fünf-Sterne-Hotelhochhaus, Boardinghouse und Büros anstelle des AfE-Turms.
Die Versuche von aktiven Stadtbewohner*innen, ihre Vorstellungen von einem neuen Campus umzusetzen, sind im Sande verlaufen oder wurden von Seiten der Stadt, der ABG und der Universitätsleitung unterbunden.
Alle, die an der Entwicklung der Stadt, an Wohnungspolitik, an Kultur, interessiert sind, alle, die der ökonomisch orientierten Stadtpolitik etwas entgegensetzen möchten, alle, die nicht aufgeben wollen, sind zu den Werkstatttagen eingeladen.
In der Kampagne „Eine Stadt für alle! Wem gehört die ABG?“ haben sich politische Gruppen, Bürger*inneninitiativen, Mieter*innenorganisationen und engagierte Einzelpersonen zusammengeschlossen. Zu den beteiligten Gruppen gehören u.a: AK Kritische Geografie Frankfurt, BI Zukunft Bockenheim, Interventionistische Linke Frankfurt (IL), kritik & praxis, Nachbarschaftsinitiative Nordend-Bornheim-Ostend (NBO), Offenes Haus der Kulturen, Raum Stadt Repression, turn*left, project shelter, AStA der Goethe-Universität Frankfurt, Aktionsbündnis Recht auf Stadt Offenbach, AGW Aktionsgemeinschaft Westend, Fraktion DIE LINKE im Römer.